In den gestrigen Politik Abiturprüfungen ist es in vielen Schulen in Niedersachsen zu Chaos
gekommen. Aufgrund eines Einbruchs in einer Goslarer Schule und der anschließenden
Veröffentlichung der Aufgaben mussten die Abiturprüfungen abgebrochen werden. Doch bis
die Nachricht an allen Schulen angelangt war, dauerte es seine Zeit. Manchen wurden die
Originalvorschläge noch ausgeteilt und später wieder weggenommen. An einer Schule
wurden die Abiturienten erst nach 100 Minuten über den Abbruch der Prüfungen informiert,
nachdem schon knapp die Hälfte der Aufgaben bearbeitet wurde. Ein Extrembeispiel: An
der Elbmarschen-Schule Drochtersen dort kam erst um 11:15 Uhr der Schulleiter in die
Prüfung, um den Schülern mitzuteilen, dass die Klausur sofort beendet werden muss. Bis
dahin hatten einige Schüler*innen bereits die Klausur fertig geschrieben und abgegeben.

Doch auch an den Schulen, wo von Anfang klar war, dass eine andere Klausur geschrieben
werden muss, mussten die Schüler*innen bis zu zwei Stunden auf die Klausur warten. Der
Download der neuen Aufgaben war erst ab 8:30 Uhr verfügbar, also eine halbe Stunde nach
dem eigentlichen Prüfungsbeginn, und für viele Schulen zu diesem Zeitpunkt nicht abrufbar.
Die Klausuren konnten erst nach einer weiteren Stunde ausgedruckt werden und mit einer
weiteren Verzögerung von Kopierzeiten herausgegeben werden. Das technische Versagen
von Seiten des Ministeriums ist nicht hinnehmbar, es müsse eine gute Vorbereitung auf so
eine Situation geben, da so etwas nicht das erste Mal vorgekommen sei.

“Währenddessen saßen viele Abiturienten unter Prüfungsbedingungen in den
Klassenräumen. Weder eine kurze Nachricht an die Eltern durfte gesendet werden, noch ein
Gang auf die Toilette innerhalb der ersten Stunde war erlaubt. Die Abiturienten warteten in
Unklarheit über das weitere Verfahren, was bei vielen psychischen Stress verursacht hat.”

Jakob Grimm, Abiturient und Sprecher des Regionsschülerrats Hannover als Vertreter
der Stadt- und Kreisschülerräte.

Auch die eingeräumte Möglichkeit, das Abitur erst am 08.05. zu schreiben, wurde in sehr
vielen Schulen überhaupt nicht übermittelt. Dies führt zu dem Umstand, dass keine
Vergleichbarkeit der Situation mehr darzustellen ist.

Auch wenn die Möglichkeit eingeräumt wurde, das Politik Abitur an einem anderen Tag
abzulegen, brachte dies die Prüflinge in eine schwere Situation. An einigen Schulen wurde
diese Möglichkeit gar nicht mitgeteilt, sondern nur ein Gehen mit anschließendem Nachweis
eines Attests erlaubt. Den Prüflingen war es also gar nicht möglich, aufgrund schlechter
Kommunikation zwischen Ministerium und Schule der Notlösung zu folgen.

An den Schulen, wo es korrekt erklärt wurde, dass man gehen kann, mussten die
Schüler*innen in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, ob es für den besser sei,
nachzuschreiben oder die Prüfung sofort abzulegen. Nach stundenlangem Warten noch
eine konstruktive Entscheidung zu finden, war nicht mehr möglich.

“Wir sehen es als untragbar, dass das Kultusministerium so die Verantwortung von sich
nehmen möchte und nun argumentiert, jeder hätte die Entscheidung gehabt, nicht zu
schreiben. Faktisch ist dies in sehr vielen Fällen nicht der Fall gewesen, da die
Kommunikation an die Schulen desaströs verlaufen sei.”

Matteo Feind, Abiturient und
stellvertretender Vorsitzender des Landesschülerrates Niedersachsen (komm.)

Für alle Schüler*innen, die heute geschrieben haben, waren die hysterische Situation und
die extreme Ungewissheit sehr belastend. Die Konzentration für die Prüfung war gemindert
und der Fokus von Anfang an nicht mehr auf der eigentlichen Sache. Gerade Schüler*innen
die grundsätzlich Schwierigkeiten bei der Konzentration haben, belastete die heutige
Situation ihre Aufmerksamkeit erschwerter.

Vor dem undurchsichtigen und kompletten Chaos in den Schulen in Niedersachsen fordern
wir als Kreisschülerräte und Landesschülerrat eine Entschuldigung des
Kultusministeriums für die unzumutbaren Umstände. Des Weiteren fordern wir die
Bewertung pauschal um 1 Punkte zu erhöhen, um somit den entstandenen Nachteil
auszugleichen. Außerdem sehen wir, dass es eine Aufarbeitung im Kultusministerium
braucht. Solche entstandenen Szenen dürfen sich auf gar keinen Fall wiederholen, vor allem
nicht in der weiteren Prüfungsphase des jetzigen Abiturjahrgangs. Es braucht eine starke
Verbesserung der Kommunikation zwischen dem Kultusministerium und den Schulen.

Bereits eine Petition mit mehr als 13 000 fordert einen Nachteilsausgleich:
https://weact.campact.de/petitions/politik-abitur-niedersachsen