Der Landesschülerrat Niedersachsen fordert die Abschaffung der verpflichtenden Schreibschrift im Schulunterricht. In einer Zeit, in der funktionales Schreiben, digitale Kompetenzen und Ausdrucksfähigkeit wichtiger denn je sind, wirkt die verpflichtende Einführung einer verbundenen Schreibschrift überholt und realitätsfern.
Die aktuelle Praxis, in der Grundschüler*innen nach der Druck- oder Grundschrift zusätzlich eine verbundene Schreibschrift erlernen müssen, führt aus unserer Sicht vor allem zu Frust, Zeitverlust und einer Abwertung individueller Handschriften.
Die Schreibschrift ist kein Zeichen von Bildung, sondern oft ein Hemmschuh für eine lesbare, persönliche Handschrift
Matteo Feind, Vorsitzender des LSR
Viele Schüler*innen entwickeln eine ganz eigene, gut lesbare Mischform – eine natürliche Entwicklung, die durch das starre Festhalten an der verbundenen Schreibschrift eher gestört als gefördert wird. Gleichzeitig nimmt das Tippen an Tastaturen im Schulalltag und im späteren Berufsleben eine immer zentralere Rolle ein. Statt doppelte Energie in eine auslaufende Schriftform zu stecken, sollte gezielt der sichere Umgang mit digitalen Schreibwerkzeugen gefördert werden.
Was wir brauchen, ist eine Schrift, die uns im Alltag weiterbringt – kein Pflichtprogramm, das mehr verwirrt als nützt
Liv Grohn, stellvertretende Vorsitzende des LSR
Aus unserer Sicht ist die Grundschrift ausreichend, um Schülerinnen und Schüler zum flüssigen und individuellen Schreiben zu befähigen. Der Fokus im Unterricht sollte stattdessen stärker auf der Lesbarkeit, auf Ausdruck und auf einer sicheren schriftlichen Kommunikation liegen – analog wie digital.
Wir warnen davor, die Schreibschrift künstlich als Kulturgut zu verklären. Kultur bedeutet auch, sich weiterzuentwickeln. Wenn wir das Schreiben als Werkzeug ernst nehmen, dann müssen wir es auch sinnvoll lehren – mit dem Ziel, dass alle Schüler*innen selbstbestimmt, effektiv und mit Freude schreiben können.
Deshalb fordern wir: Die Schreibschrift darf kein verpflichtender Bestandteil des Schriftunterrichts mehr sein. Schulen brauchen zeitgemäße Freiräume für funktionales Schreiben, digital und analog. Für eine Schriftkultur, die der heutigen Zeit gerecht wird.